Kennen Sie den Begriff Panikblüte? Er kommt aus der Biologie und beschreibt dort das letzte große Aufbäumen einer sterbenden Pflanze. Sie legt noch mal all ihre Kraft in neue Triebe und Blüten, bevor sie endgültig eingeht.

Die Entwicklungen der letzen Jahre lässt eine gewisse Parallelität mit dem Lebenszyklus unseres Finanzsystems erkennen. Der Kollaps der internationalen Staatsfinanzen ist unausweichlich, lediglich der Zeitpunkt ist offen. Hätten wir nicht in den letzten Monaten alle letzten Kraftreserven der Staatsbilanzen in das System gepumpt, wäre der Tot bereits eingetreten. So hat diese Aktion zu einer Anfang 2010 unvorstellbaren Blüte in verschiedenen Bereichen geführt. Ob Aktien- oder Rohstoffmärkte, deutsche Exportergebnisse oder chinesische Immobilienpreise, die tollsten Blüten wurden entwickelt.

Doch der Organismus wurde damit nicht gesundet. Im Gegenteil. Die gesundheitlichen Probleme sind dadurch nur noch größer geworden. Der Kreislauf des Finanzsystems steht vor dem Kollaps, wenn das Herz – die Staatsfinanzen – aussetzt.

Jedem ist ersichtlich, dass diese Herzen in Griechenland, Großbritannien, USA, Japan und vielen anderen Ländern unmittelbar vor dem Infarkt stehen.

Diese Panikblüte kann durchaus noch einen Sommer andauern, niemand vermag zu sagen, wie lange sich dieses Sterben hinausziehen lässt. So lange sollte man sich auch an den Blüten erfreuen und um im biologischen Terminus zu bleiben auch ruhig den Nektar daraus ziehen.

Man sollte sich allerdings durchaus darauf einstellen, dass es in der Tat nur eine letzte Panikblüte sein könnte.

Welche der vielen akuten Risiken, die bereits jetzt bekannt sind am Ende den Ausschlag geben, lässt sich ebenso wenig sagen. Wichtig ist nur, sie zu kennen.

Umso erstaunlicher ist es, dass nahezu alle offiziellen Experten von einer wunderbaren Zukunft, ja gar einem Jahrzehnt des Aufschwungs sprechen. Immer mit der Begründung: Muss doch so sein, seht Euch nur die tollen Blüten an!

Der Förster im Wald sieht auch diese großen Wassertriebe und weiß dennoch, dass der Baum verloren ist.

Machen wir es also wie der Förster. Freuen wir uns an dieser Blüte und nehmen von ihr mit, was uns angeboten wird. Aber dennoch sollten wir stets die Risiken im Auge behalten.

Einige dieser Risiken im kurzen Überblick:

Chinas Boom ist zu großen Teilen auf einen explodierenden Immobilienmarkt zurückzuführen. Viele wollen uns erzählen, dass die Preise in China völlig normal sind.

Ein anderer Autor hat berechnet, dass ein durchschnittlicher Bauer bei ausgefüllter 7 Tage-Woche seit der Tang-Dynastie im 8. Jahrhundert hätte durcharbeiten müssen, wenn er sich heute eine 100 Quadratmeterwohnung in Peking leisten möchte. Ohne Möbel, natürlich. Ein Industriearbeiter hätte es da einfacher. Er hätte nur während der Opiumkriege Mitte des 19. Jahrhunderts beginnen müssen. Aber nein, es gibt keine Immobilienblase. So viele wollen in die Stadt ziehen! Das Argument gab es schon einmal. In den 80ger Jahren, als es um die japanischen Immobilien ging. Damals hatte man noch angefügt: „Japan ist halt eine kleine Insel, da gibt es wenig Land und das bisschen wird auf jeden Fall unendlich teuer, mindestens!“ Das kann man für China nicht so unbedingt stehen lassen. Was in Japan dann wirklich kam, war eine große Überraschung, über die die Japaner noch heute staunen. Auch in den USA ist man einmal von unendlich steigenden Hauspreisen ausgegangen. Haben viele wohl schon wieder vergessen. Und wenn die chinesischen Hauspreise fallen, wird es Herrn Li nicht besser ergehen als Mr. Smith.

Amerikanische Investoren (darunter viele Banken), die Geld zum Nulltarif vom FED bekommen, dieses direkt in den chinesischen Markt durchleiten und dort die Blase aufblähen ist bekannt und vermutlich durchaus gewollt. Doch wehe, wenn diese Investoren gezwungen werden, ihre Gelder zurückzuholen, weil sie zu Hause Abschreibungen auf kommunale Anleihen der Bundessstaaten, geplatzte Hauskredite, ausgefallene Staatsanleihen in Europa oder sonst einen absehbaren Zwischenfall vornehmen müssen. Dann kommt es zu den gleichen Repatriierungen (Heimholung) von Geldern wie 2008. Ob China dann immer noch der Boommotor der Welt sein wird? Es darf bezweifelt werden.

Ein Ausfall europäischer Staatsanleihen ist durchaus als realistisch zu bezeichnen. Eine Umschuldung Griechenlands scheint schon fast sicher zu sein. Andere werden vermutlich folgen. Doch das bedeutet Abschreibungen in Milliardenhöhe für diejenigen (Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc.), die eben diese Anleihen als so tolle Renditebringer ohne Risiko (auch schwarze Schimmel genannt)  im Bestand haben. Und schon beginnt wieder die Hatz auf Eigenkapital um die Verluste auszugleichen, die Bilanz zu retten und die Kredite bedienen zu können, mit denen man in diesen Schrott investiert hat. Und wenn man dringend Geld braucht und nichts auf dem Konto hat, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als das zu verkaufen, was man hat. Als erstes und am liebsten etwas, auf das man schon gute Gewinne hat, wie chinesische Immobilien, Aktien oder Rohstoffe und am Ende alles, für was man noch irgendwie Geld bekommt.

Nur ein solches Großereignis, von dem sich schon viele mit flammender Schrift am Horizont abzeichnen, dafür braucht es keine hellseherischen Gaben, genügt um die Panikblüte zu beenden und zu einer Panik ohne Blüte zu werden. Und genau deshalb ist es einerseits wichtig, die Blüte zu genießen, denn wir wissen nicht, ob sie nicht noch ein oder zwei Jahre anhält, oder ob wir sogar komplett daneben liegen und die Pflanze sich tatsächlich durch Wunderheilung oder was auch immer wieder erholt. Andererseits sollte man die Pflanze jetzt seeehhr genau beobachten und abspringen, bevor sie zusammenbricht.

Das ist und bleibt der beste Rat für die nächsten Monate. Investition in reale Werte wie Edelmetalle, Rohstoffe und Aktie: JA! aber mit Fallschirm!

Ich habe Ihnen Anfang 2010 ebenfalls empfohlen in Aktien, Edelmetalle und Rohstoffe zu investieren und ab April um die Empfehlung erweitert, diese gegen einen möglichen Einbruch abzusichern. Das wurde heiß diskutiert und was ist daraus geworden?

Gold hat in Euro gerechnet in einem Jahr 39 Prozent zugelegt. Der Verkaufsoptionsschein mit einem Jahr Laufzeit und einer Basis 20 % unterhalb des damaligen Niveaus (so lautetet der Rat) kostete etwa 3-4 % des Depotwertes. Dieser ist jetzt wertlos ausgelaufen. Übrig bleibt eine Rendite von etwa 35 Prozent.

Silber (unsere Hauptempfehlung auf Cashkurs) ist in der gleichen Zeit um 96 Prozent angestiegen. Abzüglich der Versicherung bleiben hier um die 92 Prozent Rendite. 

Dafür hat man sich aber auch keinen Kopf machen müssen und wäre auch für extrem ungünstige Entwicklungen gerüstet gewesen. Eine Lebensversicherung eben. Und ganz offen: bei  39 oder 96 Prozent Rendite gebe ich gerne 3-4 Prozent für eine Versicherung aus, die mich im Zweifel vor extremen Verlusten schützt.

Selbst bei Aktien sieht diese Strategie durchaus erfolgreich aus der Dax legte in einem Jahr 16 Prozent zu, die Versicherung kostete 5%, bleiben 11 Prozent Rendite. Wohlgemerkt: inklusiver einer Versicherung gegen große Vermögensverluste.

Diese Versicherungsstrategie ist natürlich nicht immer notwendig, aber in Phasen, in denen wie im Moment die Risiken im Vergleich zu „normalen“ Zeiten unverhältnismäßig hoch sind, ist es die sinnvollste Variante und bringt einem eine gute Rendite bei gleichzeitig gutem Schlaf.

Anbei noch mal einige Beiträge zum Thema „Absicherung“:

<link>Was soll der Tagesgeldanleger tun? (Antwort auf Userfragen Teil 2, Dirk Müller)

<link nur für eingeloggte>Teil 1 - Antworten auf Userfragen zur Lageeinschätzung vom 29.04.2010, Thema: Wie sichere ich mit Optionsscheinen ab? (Dirk Müller)

<link nur für eingeloggte>Direkte Antworten zur aktuellen Lage (Teil 1 Dirk Müller)

<link nur für eingeloggte>Direkte Antworten zur aktuellen Lage Teil 2 (Dirk Müller)

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